Schachmuseum Löberitz

Halle hat eine traditionsreiche Schachvergangenheit. Viele wissen das gar nicht mehr. Deshalb macht es immer wieder Freude dort einige neue Sachen zu entdecken. Und das auch noch in unterschiedlichen Epochen. Franz Ohme, der Löberitzer Schachklubgründer, und Fritz Bartuszat, Heinz Lieberts Sekundant 1956 in Ulan Bator, waren es wert, einen Abstecher nach Halle zu unternehmen.
 
SSchoenle besucht SchachmuseumSchon kurz nach dem Ende der 150-Jahrfeier der Schachgemeinschaft 1871 Löberitz besuchte mit Siegfried Schönle aus Kassel ein bekannter Schachhistoriker den Ort Löberitz und das dortige Schachmuseum. Schönles Spezialgebiet ist das Schachspiel in der Literatur.
Mehr dazu und von seinen Gegenbesuch berichtet Museumsleiter Konrad Reiß:
 

Veit Godoj, Journalist, internationaler Rechercheur, Genealogist und Erbenermittler aus Berlin brachte pünktlich zum bevorstehenden 150jährigen Jubiläum der Schachgemeinschaf Löberitz durch die Auffindung von Franz Ohmes Sterbeurkunde neue Erkenntnisse in dessen Lebensabend. Dank an dieser Stelle an Veit Godoj, der übrigens auch beim Haupstadtverein SK König Tegel als starker Schachspieler seinen Mann steht.

Auch Franz Ohmes Geburt und die Familienverhältnisse stehen nun in einem anderen Licht. Hier konnte Markus Reiß einige neue Erkenntnisse hinzufügen. Auch ihm unseren Dank.

 

Herweg KariusHerwig Karius, ein bekannter Schachspieler, Funktionär und Organisator aus Köthen, bereicherte mit einigen Exponaten die Sammlungen des Löberitzer Schachmuseums. Während ein ähnlicher und noch  voll funktionstüchtiger, aber dennoch recht seltener DDR-Schachcomputer der Marke „chess master“ im Bestand schon vorhanden war, sind zwei Broschüren über die Weltmeisterschaftskämpfe zwischen Michail Botwinnik und Michail Tal unter dem Titel „Das Match des Jahrhunderts“ (Reg.-Nr. 1931) und „Die Revanche“ (Reg.-Nr. 1932) aus dem Verlag „Neues Deutschland“ völlig neu. Davon enthält der erstere der beiden genannten Titel auf der vorderen Einbandinnenseite die Autogramme des damaligen sowjetischen Weltmeisters Michael  Botwinnik und Gidon Stahlberg, dem schwedischen Großmeister und Hauptschiedsrichter des Weltmeisterschaftskampfes.

 

 

Autogramme Olympiade1960Höhepunkt der Schenkung sind allerding die vollständig vorhandenen Originalbulletins der 1960 in Leipzig ausgetragenen  XIV. Schacholympiade mit allen Partien.Der junge Köthener brachte das Kunststück fertig, das sich fast alle teilnehmenden Großmeister mit einem Autogramm auf diesem Bulletin verewigten. Immerhin war das nahezu die komplette Weltspitze.

Die Schacholympiade fand im Ring-Messehaus statt und gilt bis zum heutigen Tag als eine der gelungensten Schacholympiaden überhaupt.

Herwig Karius, damals gerade im jugendlichen Alter von 18 Jahren, bezog als interessierter Schachspieler über eine Woche in Leipzig Quartier um das Geschehen hautnah mitzuerleben.

Dazu gehörten der Weltmeister Michail Tal (Sowjetunion), die ehemaligen Weltmeister Max Euwe aus den Niederlanden und Michail Botwinnik sowie die späteren Weltmeister Wassili Smyslow, Tigran Petrosian (alle Sowjetunion) sowie der US-Amerikaner Bobby Fischer. Als weitere Weltklassespieler müssen Viktor Kortschnoi, Paul Keres, Wolfgang Unzicker, Wolfgang Uhlmann, Lothar Schmidt  und Miguel Najdorf unbedingt erwähnt werden.

Der tschechische Internationale Meister Vlastimil Hort war zu der Zeit gerade einmal 16 Jahre alt und so dürfte das Autogramm zu den ersten zählen, die er gab.

Die Rundenbulletins wurden 2009 zusammen mit einem offiziellen Veranstaltungsprogramm, was ebenfalls von Herwig Karius stammt, eingebunden

Für Herwig Karius war die selbstlose Überlassung der Raritäten eine Möglichkeit, die historischen Zeugnisse auch für die Zukunft einem breiterem Interessenkreis zugänglich zu machen.

RVoland TRichter 1200Rolf Voland und Thomas RichterDas Schachmuseum Löberitz kann sich über eine erneute Schenkung freuen. Es handelt sich um die komplette Schachbibliothek des bekannten Schachschriftstellers und –übersetzers Rolf Voland aus Leipzig. Es handelt sich dabei um über 1000 Bücher und Zeitungsjahrgänge.

Am Sonntag, dem 7. März war es endlich soweit. Nach vielen Fragen der Abstimmung besuchten Thomas Richter und Konrad Reiß vom Schachmuseum Löberitz Rolf Voland in seiner Heimatstadt um den ersten Teil der Bücher abzuholen.

Ein Großteil des Buchbestandes ist russischsprachig. Doch auch andere Sprachen sind vertreten. Viele Bücher sind sehr selten oder sogar von Voland als Miniauflagen herausgegebene Manufakturen.

Nicht mehr dabei sind allerdings sein in vier Auflagen erschienenes Buch „Schach – ernst und heiter“. Die Bücher wurden zwischen den Jahren 1980 und 1986 vom Tribüne Verlag  Berlin in 4 Auflagen herausgegeben. Insgesamt waren das 120000 Bücher. Jedoch sind die vier Ausgaben schon längst signiert im Löberitzer Bibliotheksbestand vorhanden. Gleiches gilt auch für den von Voland herausgegebenen Reprint „Der kleine Schachspieler“ von P. Andressen (Hamburg 1854). Das Büchlein erschien 1990 im Tribüne Verlag.

Einem breiten Publikum sind auch die Bücher „Strategen im Hinterland“,  erschienen 1998 im Schachverlag Kania / Schwieberdingen und „Schach-Kaleidoskop“, erschienen  2003 bei der Frieling & Partner GmbH Berlin, bekannt.

Zusätzlich zu den vielen Büchern wurden auch herrliche Motivschachfiguren übergeben . So kann man nun aus der Zeit der Kreuzzüge König Richard Löwenherz zusammen mit seinen Widersacher Sultan Saladin  im Schachmuseum bewundern. Auch zwei Pharaonenheere aus unterschiedlichen Epochen stehen sich als  Schachfiguren gegenüber.

Neben den Büchern spendete Voland zusammen mit seiner Frau eine hohe Summe für die Unterbringung des Buchbestandes und für die anfallenden Buchbindearbeiten.

Dank an dieser Stelle dem Ehepaar Voland.

Kreuzzuege 1200Schachfiguren aus der Zeit der Kreuzzüge: Richard Löwenherz versus Sultan SaladinPharaonenzeit 1200Schachfiguren aus der Zeit der Pharaonen